Zusätzliche Untersuchungen
Toxoplasmose
Die Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch den Erreger „Toxoplasma gondii" von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden kann. Eine Infektion erfolgt hauptsächlich durch Katzenkontakt (Katzenkot) oder durch den Genuss von rohem Fleisch (Mett oder Tartar, Schinken, Salami) oder nicht durchgebratenem Fleisch sowie ungewaschenem Obst, Gemüse und Salat.
In Deutschland haben ca. 45-50% der Frauen im gebärfähigen Alter diese Erkrankung unbemerkt durchgemacht und sind daher geschützt. Bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft können schwere Missbildungen mit Gehirnschäden und Erblindung beim Ungeborenen entstehen.
Durch eine Blutentnahme zu Beginn der Schwangerschaft können wir frühzeitig feststellen, ob bereits Antikörper (Abwehrstoffe) gegen Toxoplasmose gebildet wurden.
Bei fehlender Immunabwehr sollten weitere Kontrolluntersuchungen folgen.
Blutzucker-Belastungstest
Ungefähr 5% aller Schwangeren leiden an einem Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes), d.h. von ca. 100 Schwangeren, müssen ca. 5 Frauen wegen eines Schwangerschaftsdiabetes behandelt werden.
Ein Schwangerschaftsdiabetes bedeutet ein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind. Beim Kind besteht eine erhöhte Rate an Missbildungen, unnatürlich hohem Geburtsgewicht, nach der Geburt Atemnotsyndrom sowie Unterzuckerung mit nachfolgenden Hirnschäden. Durch Plazentainsuffizienz kann es zu einer 3fach höheren Frühsterblichkeit kommen. Der „Gestationsdiabetes" ist die dritthäufigste Ursache für einen intrauterinen Fruchttod.
Bei der Mutter besteht eine erhöhte Neigung zu Fehlgeburten, erhöhter Fruchtwassermenge, erhöhtem Blutdruck, Harnwegsinfektionen und Pilzinfektionen sowie EPH-Gestose (=„Schwangerschaftsvergiftung"). Durch diese Komplikationen kommt es zu einer 8fach höheren Torgeburtenrate.
Der Schwangerschaftsdiabetes macht zunächst keine Symptome und kann mit einfachen Tests wie Urinzucker- oder Blutzuckerbestimmung nicht erfasst werden. Zur Feststellung eines Schwangerschaftsdiabetes eignet sich lediglich ein sogenannter Blutzuckerbelastungstest.
Die Durchführung eines Blutzuckerbelastungstests zwischen der 23. und 25. Schwangerschaftswoche ist aus ärztlicher Sicht zu empfehlen. Hier können spezielle Formen des Schwangerschaftsdiabetes (d.h. kein Nachweis von Zucker im Urin) frühzeitig entdeckt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Diese Leistung ist seit März 2012 endlich die Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien, so dass Sie die Kosten für diesen Belastungstest nicht mehr selbst tragen müssen.
B-Streptokokken
Eigentlich hören diese Bakterien auf den unaussprechlichen Namen ß-hämolysierende Streptokokken der serologischen Gruppe B.
Diese weit verbreiteten Erreger sind außerhalb der Schwangerschaft für verschiedene Infektionen der oberen Luftwege, wie Mittelohr-, Nasennebenhöhlen-, Mandel- oder Rachentzündung (auch Scharlach gehört dazu) und der Haut (Erysipel) verantwortlich.
In der Schwangerschaft führen B-Streptokokken zu Infektionen des Gebärmutterhalses und in seltenen Fällen der Eihäute mit dem Auftreten von vorzeitigen Wehen oder vorzeitigem Blasensprung bis zum Verlust der Schwangerschaft. Eine Infektion unter der Geburt kann beim Kind zu einer häufig schwer oder sogar tödlich verlaufenden Neugeboren-Sepsis führen, die oft zu spät erkannt wird, da sie zunächst oft keine Symptome verursacht.
Dies ist umso tragischer, da B-Streptokokken immer Penicillinempfindlich sind und eine prophylaktische Behandlung das Neugeborene fast immer schützen kann.
Aus diesem Grund empfehlen amerikanische und europäische Expertengremien in der 36. Schwangerschaftswoche die routinemäßige Entnahme eines Scheiden- oder Gebärmutterhals-Abstriches auf B-Streptokokken.
Leider hat dies in den Mutterschaftsrichtlinien bislang keinen Niederschlag gefunden. Gerade wenn bei Ihnen zu einem früheren Zeitpunkt B-Streptokokken im Genitalbereich nachgewiesen wurden oder Sie in einer früheren Schwangerschaft bereits Probleme mit diesen Erregern gehabt haben, ist ein solcher Abstrich unbedingt empfehlenswert.
Durch eine gut verträgliche und für Ihr Kind unschädliche Antibiotika-Prophylaxe unter der Geburt können bei positivem Streptokokken-Nachweis gravierende Folgen für Ihr Baby fast immer verhindert werden.
Diese Leistung ist nicht Bestandteil der Mutterschaftsrichtlinien, so dass Sie die Kosten für diese Untersuchung selbst tragen müssen.
Punktionen: Chorionzottenbiopsie und Amniocentese
Mit zunehmendem Alter der werdenden Mutter steigt das Risiko der Chromosomenstörungen beim Kind. Es wird daher empfohlen (falls die Schwangere diese Diagnostik bei ihrem Kind überhaupt wünscht) ab dem 35. Lebensjahr die Chromosomenanalyse des Ungeborenen durchzuführen. Die Kosten für die Chorionzottenbiopsie oder Amniocentese werden dann von der Krankenkasse getragen
Was ist eine Chorionzottenbiopsie?
Bei der Chorionzottenbiopsie wird Chorion(=Mutterkuchen)-Gewebe auf Chromosomenstörungen untersucht. Fetus und Mutterkuchen entwickeln sich beide aus der befruchteten Eizelle und haben daher einen identischen Chromosomensatz. Mit einer dünnen Nadel wird eine kleine Menge des Chorion-Gewebes durch die Bauchdecke entnommen. Der Eingriff wird mit Ultraschall überwacht und dauert ein bis zwei Minuten.
In ungefähr 1% der Fälle ist eine Wiederholung des Eingriffs nötig, weil es kein eindeutiges Ergebnis gegeben hat.
Welche Risiken hat der Test?
Das Risiko einer Fehlgeburt verursacht durch die Chorionzottenbiopsie liegt ungefähr bei 1% und ist vergleichbar mit dem Risiko der Fruchtwasseruntersuchung nach 14 Schwangerschaftswochen. Eine Fehlgeburt, die durch den Eingriff ausgelöst wird, tritt meistens innerhalb der ersten 5 Tage nach der Untersuchung auf.
Fruchtwasserpunktion (Amniocentese) nach 15 SSW
Was ist eine Fruchtwasserpunktion?
Ziel dieser Untersuchung ist, eine Chromosomenanalyse an den kindlichen bzw. fetalen Zellen in dem Fruchtwasser durchzuführen.
Nach einer zuvor sorgfältigen Ultraschalluntersuchung wird die Entnahme des Fruchtwassers unter Ultraschallüberwachung mit einer dünnen Nadel durch die Bauchdecke durchgeführt. Die Punktion dauert 1 bis 2 Minuten und ist nicht schmerzhaft.
Welche Risiken hat der Test?
Jede Punktion ist ein kleiner Eingriff, dessen Durchführung sehr selten zu Komplikationen führen kann. Das Risiko, eine Fehlgeburt auszulösen, beträgt ungefähr 0.5%-1%.
Nach einer Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion empfehlen wir, dass Sie sich nach dem Eingriff körperlich schonen. Das heißt, keine größeren körperlichen Aktivitäten planen in Bezug auf Beruf, Sport, Reisen oder Haushalt. Liegen ist nicht erforderlich.
Sowohl die Chorionbiopsie als auch die Fruchtwasseruntersuchung führen wir nicht in unserer Praxis selbst durch, vermitteln Ihnen aber gerne einen kompetenten Kollegen.